Die Aliens in San Francisco

Verkehrte Welt: In San Francisco manifestiert sich  die Gentrification ganzer Stadtteile durch effiziente private Transportsysteme für die Technologie-Truppen, die täglich aus der Stadt ins Silicon Valley pendeln.

"Google-Bus" wird an einer Muni-Haltestelle von Demonstranten blockiert.

„Google-Bus“ wird an einer Muni-Haltestelle von Demonstranten blockiert. Bild: CJ MArtin

Kurz nach meiner Ankunft in San Francisco 2004 hat mir David Sifry, der Gründer der Bloganalyse-Maschine Technorati, vergnügt erzählt, dass die gute Seite der Dotcom Krise der ungehinderte Verkehrsfluss auf den Autobahnen 101 und 280 nach Süden ins Silicon Valley sei.

Die nächste Blase wird an den Staus
auf den Freeways zu erkennen sein

sagte er damals.

Offenbar hat er nur teilweise recht: Die Blase manifestiert sich derzeit – ausser in Form der explosionsartig angestiegenen Mieten in der Stadt –  im kollektiven Ärger der «alten» Franziskaner über die Pendlerbusse von Google & Co. Inzwischen ist es mehrfach zu Ausschreitungen gekommen – nicht auf dem verstopften Freeway, sondern in der Stadt, wo die Pendlerbusse der Firmen angeblich Verspätungen im öffentlichen Bussystem provozieren.

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Untote Konten und Kreditkarten

323.jpgHeute hab ich die Abrechnung für meine Visa-Card der Bank of America gekriegt. Das Problem ist nur, ich hab das Konto vor zwei Wochen gekündigt. Damals war der Kontostand, nachdem ich telefonisch die letzten $2.2 bezahlt hab, auf $0,0.

Die Rechnung von heute wies einen Kontostand von US$ -40.50 auf und einen Zinssatz für die aktuelle Rechnungsperiode von 1815.31%. Kein Witz.

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Private Surfer-Daten werden verscherbelt

Als vor etwas mehr als einem halben Jahr der Skandal über AOL hereinbrach, weil das Portal die (anonymisierten) Suchdaten von benutzern veröffentlicht hatte, ahnte niemand, wie tief das Rattenloch ist. Journalisten und Blogger bewiesen binnen weniger Stunden, dass aus der Liste von Suchbegriffen einzelner Nutzer blitzschnell ein Profil erstellt werden kann, mit dem die Ursprungsperson zweifelsfrei ermittelt werden kann.

Sie glauben, das sei irrelevant? Weil die Daten Ihrer Websuche kaum Privates enthalten?

Ok, wie wärs dann mit ihrem Clickstream? Das ist die lückenlose Liste aller Webseites, die sie ansurfen – in chronologischer Reihenfolge. Sie finden sie in der „History“ oder dem „Verlauf“ ihres Browsers. Gucken sie Die Liste mal an und überlegen Sie sich, was die über Sie aussagt.

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Ankunft und Abschied

Motorradtrip-EndeSo. Mein Begleiter auf dem ein Dutzend Blogeinträgen zum Trotz unbeschreiblichen Motorrad-Trip, Pierre Strub, ist bereits wieder in der Schweiz, und für mich hat das, was ich hier Alltag nenne, wieder angefangen. Wenigstens scheine ich aus dem Osten der USA nicht nur einen Haufen toller Erinnerungen mitgebracht zu haben, sondern auch das sonnige Wetter und die Wärme: San Francisco erlebt nach sieben Wochen fast unterbruchlosen Dauerregens erstmals eine Woche Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad.

Das macht das Heimkommen und die Rückkehr zur Arbeit auch nicht unbedingt einfacher.

PS: Ich arbeite an einer etwas umfangreicheren Bildersammlung des Trips, die demnächst unter „Panorama“ abgerufen werden kann.

PPS: Allen, die uns treu begleitet und hin und wieder sogar ermuntert haben, herzlichen Dank. Es hat auch Spass gemacht zu wissen, dass gelegentlich jemand die tippfehlerstrotzenden Einträge und die verstümmelten Fotos zu würdigen weiss, die meistens über irgendeinen geklauten Internetzugang per Wifi spätnachts ins Netz geflossen sind – während Pierre schon lange ins Kissen horchte.

4104,6 Meilen oder 6607,3 Kilometer

Pismo BayKalifornien hat seine Drohung wahrgemacht – am letzten Tag hat’s uns verregnet. Aber wir sind abends in San Francisco eingefahren, mit etwas mehr als 4100 Meilen mehr auf den Tachometern.

Und jetzt sind wir einfach nur müde. Das grosse Fazit kommt deswegen später.

Gummiabrieb

Reifenpanne nach MalibuDa fahren wir 3825 Meilen oder 6155 Kilometer quer durch die USA – nur um ausgerechnet im sonnigen Kalifornien die tiefsten Temperaturen überhaupt anzutreffen: Acht Grad Celsius herrschen hier in Pismo Beach, rund 400 Kilometer vor unserem Ziel San Francisco, und angeblich solls morgen regnen – wir hatten bisher in zwei Wochen Fahrt keinen einzigen Schlechtwettertag.

Aber das ist nicht der einzige Kälteschock, den wir heute erfahren haben. Nach einer gemütlichen Tasse Kaffee auf Scheuris Terrasse hoch über Hollywood sind wir auf dem Sunset Strip rausgefahren durch Beverly Hills, an Bel Air vorbei nach Santa Monica und weiter nach Malibu. Dort hat mich Pierre irgendwann überholt, und mir fiel der bauchige Hinterreifen seiner K75 auf – eine Pneupanne!

Ich hab sowas in 22 Jahren Motorradfahrt nie erlebt, obwohl in Töffahrerkreisen vor allem hier in Kalifornien häufig davon die Rede ist. Vor dem Abflug aus San Francisco hatte ich die Anschaffung eines Pneu-Flick-Kits ins Auge gefasst, es dann aber vergessen. Die neue Maschine allerdings, die ich in New Jersey bei Walti abgeholt habe,ist nicht nur mit einer Warnblinkanlage ausgestattet, sondern hatte im Heckbürzel auch ein Flickset integriert: Ahle, Gummistopfen, CO2-Patronen.

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An der kalten Küste

Ankunft in KalifornienDie beste Beschreibung, die mir für die Fahrt aus dem Dreieck Arizona/Nevada/Kalifornien nach Westen und in Richtung Los Angeles einfallen würde, ist eine Querung mehrerer Mondkrater mit Gebüsch: Die Mojave-Wüste breitet sich links und rechts von der Interstate 40 bis zum von zackigen, ausserirdisch anmutenden Hügelketten gesäumten Horizont aus. Die Kilometer langen Doppelstock-Containerzüge sehen in dieser Hochebene aus wie eine langweilige Modelleisenbahn.

Aber gleich neben der Strasse gibts im Sand und Gebüsch einiges zu sehen, wenn man sich die Zeit nimmt anzuhalten (oder vor der Abfahrt den Tank nicht gefüllt hat und mitten in der Wüste liegenbleibt. Nicht, dass uns das passiert wäre). Dieser prächtige Vogel hier war gar nicht erfreut, dass sich ein vermummter Mensch seinem Strommast mit dem darauf gebauten Horst nähert, und seine Schreie liessen mich auf den nötigen Abstand gehen.

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Die echte Route 66

Route 66Erstaunlicherweise haben uns die Muskeln heute nicht so geschmerzt, dass wir nicht mehr hätten Töffahren können. Gestern abend sind wir nach der Heimkehr in die Lodge rund 12 Stunden nach dem Aufbruch zur Wanderung nur noch in die Betten gefallen, aber heute Morgen wurden wir wiederum kurz vor sechs von den Sonnenaufgang-Spaziergängern geweckt, und einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, auch zur Rim zu spazieren (bis ich auf meinen Füssen mit all ihren Blasen stand).

Wir haben die Lodge verlassen und einen letzten Abstecher an einen der Aussichtspunkte gemacht, wo wir einen Teil unserer Wanderroute überblicken konnten (siehe Bild im Eintrag von gestern – mangels Internet-Zugriff erst heute aufgeschaltet). Irgendwie kamen mir all die andern Ausflügler am Geländer zum Canyon wie Profiteure vor, die den Blick in den Canyon nicht verdienten, weil sie nicht gelitten haben wie wir…

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Der kleine und der grosse Canyon

Grand CanyonGestern Abend hat uns das Satellitensystem zwar punktgenau zum Tourismus-Büro in Flaggstaff geführt, aber der Laden war um 17.00 Uhr schon dicht. Also sind wir heute morgen nochmals hingefahren und haben uns informieren lassen – sprich telefonisch das zweitletzte Zimmer in einer der Park-Lodges am Grand Canyon gebucht. Das ist zwar nicht grade billig, aber da wir endlich einen Tag zu Fuss auf einer Wanderung verbringen wollen, sollten wir wohl so nah als möglich am Canyonrand sein.

Wir haben Flaggstaff genau in jener Richtung verlassen, die uns zwei locals gestern als beste Route angegeben haben: Auf der US 89 entlang der Painted Desert nach Norden Richtung Grand Canyon. Unterwegs führt eine Ringstrasse nach Osten zu einem Vulkankrater, einem ganzen Haufen indianischer Ruinen und kurz in die „bemalte Wüste“. Weiterlesen

Get your kicks!

Vier spuriger FreewayRoute 66 ist die historische Verbindung von Chicago über Santa Fe nach Los Angeles – eine der berühmtesten Fernstrassen der USA. Heute allerdings ist das Asphaltband auf weiten Strecken ersetzt worden durch die Interstate 40, eine vierspurige Autobahn, die von Business-Centern mit Hotels und Supermärkten gesäumt ist (so alle hundert Meilen kommt so ein Ding in Sicht). Gleich nebenan verfallen die alten Motels entlang der Originalstrasse, die immer wieder für ein paar Meilen befahren werden kann.

Nachdem unsere Erwartungen an Santa Fe enttäuscht wurden und wir gestern weitergefahren sind ins wenigstens erwartungsgemäss unansehnliche Albuquerque, war der Staatswechsel von New Mexico nach Arizona heute eine positive Überraschung voller bestätigter Klischees in Bezug auf die grossartige Landschaft, und die Fahrt hinauf nach Flagstaff, den Tourismus-Zentralort in Arizona, war ein Genuss. Weiterlesen