Mojo of Arkansas

Arkansas-SümpfeWir haben’s nicht bis Oklahoma geschafft, aber das macht gar nichts: Ich tippe diese Zeilen auf der Veranda unseres Zimmers in einer Lodge am Lake Ouachita in Arkansas, und wir sind ganz verblüfft, was dieser kleine Staat zu bieten hat – eine geradezu tropische Nacht voller Froschgequake und bei Temperaturen von weit über zwanzig Grad.

Die Hitze hat uns gleich nach der Abfahrt aus Memphis schon zu schaffen gemacht. Hier herrschen derzeit über dreissig Grad, und diejenigen von uns, die nicht wie ich über eine zerlegbare Töffjacke verfügen, kommen ganz schon ins Schwitzen. Ein Grund für den Zimmerbezug in der Lodge war denn auch der (eiskalte) See, der zum Bade lockte…

Zwar haben wir heute nur rund 250 Meilen «gemacht», aber dennoch einiges erledigt: Kurz nach Little Rock sind wir gen Süden abgebogen, um wieder einmal auf den Nebenstrassen etwas von der Landschaft zu sehen. Gelandet sind wir in Hot Springs AR, wo nicht nur Bill Clinton, sondern auch Johnny Cash aufgewachsen ist. Statt einer Siesta haben wir einen Wäschehalt eingelegt und in einer Coin-Op-Launderette die Jeanswerbung ins Leben überführt – zwei Typen betreten den Waschsalon und reissen sich die Kleider vom Leib – naja, so ähnlich.

Vor der Abfahrt in Memphis hatten wir zudem heute Morgen eine Begegnung der überraschendsten Art. In der Tiefgarage des Best Western Hotels stand neben unsern beiden Beemern eine BMW GS, die mir, sobald ich das Diplomaten-Nummernschild sah, sogleich bekannt vor kam. Grade wie wir unsere Koffer zuquetschten, kam ihr Besitzer in die Garage, und ich traute meinen Augen nicht: Christian Seebode, der Wirtschaftsattaché des Deutschen Konsulats in San Francisco, den ich vor einigen Monaten an einer Party kennengelernt habe. Er ist mit Tochter Charlotte (auf einer Honda) von West nach Ost unterwegs. Und das mit jeweils etwa 80 Meilen pro Stunde, dem Tempo, das auch die Trucks auf der Interstate vorlegen.

Wir kamen nicht mal dazu, das auszuprobieren (bisher haben wir Geschwindigkeiten von mehr als 70 Meilen wegen des Winddrucks auf unseren halbverschalten Sportgeräten vermieden und gehörten zu den Langsamsten auf der Interstate). Kurz nach Memphis zeigte sich nämlich der zweite Nachteil unserer Fahrtrichtung. Der erste besteht darin, dass wir zur schönsten Zeit, abends, wenn das Licht warm wird, immer in die Sonne blicken – all die schönen Bilder im Kopf sind Gegenlichtaufnahmen. Der zweite manifestierte sich heute in recht heftigen Winden aus der Richtung, wo Christian und Charlotte herkommen: Aus Westen natürlich. Das war ein weiterer Grund, die langweilige Interstate nach Little Rock zu verlassen und auf einen kleinen Highway auszuweichen – auf den Dingern sind wir auch nicht langsamer als auf der Autobahn, aber wir sehen mehr – und entdecken Orte wie eben Lake Ouachita, wo wir ein bisschen Misssissippi-Stimmung geniessen, obwohl der Fluss weit hinter uns liegt und der See ein künstlicher ist.

Morgen geht’s zunächst auf den Nebenstrassen weiter nach Oklahoma City, und dann buchstäblich in die Pampa Richtung Texas.

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